Designer Prof. Thomas Gerlach
Prof. Thomas Gerlach ist Studiendekan an der Hochschule Pforzheim und entwarf 2007 das Beschlagskonzept FRAME für GRIFFWERK. Als Studiendekan an der Hochschule Pforzheim initiierte er den Studiengang Master of Arts Creative Direction (MACD), der 2007 von der Business Week neben Harvard und Stanford zu einer der besten Ausbildungsstätten für Design und Innovation weltweit gewählt wurde.
1983 - 1992 begann er als Chefdesigner, Geschäftsführer und Europapräsident von frog design, die durch die Arbeiten für Apple, Louis Vuitton, Samsung und Sony Weltgeltung erzielten. 1992 gründete er via4 Design und berät seither zahlreiche international tätige Unternehmen.
Wir sprachen mit ihm über Evolution und Darwinismus im Produktdesign.
Über Evolutionen....
Gibt es noch Design-Unterschiede bei Beschlägen?
Das ist provokant gefragt und tatsächlich fällt eine große Ähnlichkeit auf. Gründe sind bautypische Normen sowie formale Archetypen, die sich im Markt etabliert haben. In Deutschland dominieren Rosetten-Griff-Kombinationen und ummantelte Glasschlosskästen. Es gibt wenig Abweichungen.
Kann man von Darwinismus und Evolution im Beschlagsdesign Sprechen?
Jedes Produkt durchläuft evolutionäre Phasen. Zu Beginn gibt es eine sehr große Lösungsvielfalt. Mit der Zeit kristallisieren sich dann die „fähigsten“ Ansätze heraus, da kann man schon von Darwinismus sprechen. Aktuell erleben wir diesen Prozess bei alternativen Antriebsstoffen für Autos. Es gab eine liquide Phase mit vielen Ideen, die nun allmählich in eine Phase mit nur einer oder wenigen Lösungen übergehen wird. Der Benzin- oder Dieselmotor war bisher archetypisch. Wir sind mitten in einer dynamischen Evolutionsphase.
Gibt es so etwas wie eine Regel für Evolutionäres Design?
Um Produkte weiter zu entwickeln muss man sich fragen, welche Treiber und Ideen gerade in der Gesellschaft spürbar sind. Wir sehen eine Tendenz zum Einfachen und etwas, das man „All-in-One-Simplicity“ nennen kann. Damit ist gemeint, das Produkte auf ein Kernelement verdichtet werden. Wenn man früher Monitor, Tastatur und Rechner brauchte, dann hält man mittlererweile ein Pad in Händen, mehr nicht. Es verdichtet die Funktionen zu einem Element. Auch bei FRAME fragten wir uns: Was könnte man vereinfachen? Schließlich haben wir auf die Rosetten verzichtet und alles zu einer singulären Form zusammengefasst. Um dies zu erreichen wurde die Schließmechanik per patentiertem Verfahren in den Griff integriert. Die Entwicklungsabteilung bei GRIFFWERK hat uns da hervorragend unterstützt.
Und nun Auch eine Lösung für Glas?
Ja, GRIFFWERK hat ja das Portfolio schon 2014 um Glastüren erweitert. Daher war eine Systemergänzung logisch. Dieses Mal war die technische Herausforderung noch höher. Die ganze Schließmechanik musste ja auf minimalstem Raum reduziert werden. Die Ingenieure bei GRIFFWERK konnten das tatsächlich lösen und die Dimensionen des Schlosskastens revolutionär verkleinern. GRIFFWERK spricht beim Endpodukt daher nicht mehr von einem Schlosskasten, sondern von einem „Glasschloss“, das trifft es einfach besser. Ich denke tatsächlich, dass damit das Produkt evolutionär weiter entwickelt wurde.
Frame - Reduktion weitergedacht
Es gibt klare Vorstellungen, wie eine Klinke auszusehen hat. Dank der gewohnten Form bleibt die Handhabung für den Benutzer stets erkennbar. FRAME überschreitet diese Grenzen nicht und wirkt doch absolut neu. Die patentierte Technik erlaubt den völligen Verzicht auf Rosetten. Die Griffform an sich bleibt erhalten. Sie allein genügt und wirkt nun solitär und monumental.
2017 wird dieser innovative Beschlag auch für Glastüren und in Graphitschwarz erhältlich sein.